Schlagwortarchiv für: #Mittelschule

Lesezeit: 6 Minuten

Ich will nicht Lehrer werden, weil ich bessere Jobs kenne. Ich will kein Lehrer sein, weil ich dieses Jahr sehr dumme Videos über die Schule im Handy gesehen habe. Ich will nicht mit Talahons unterrichten. Ich will lieber zu Hause entspannen und Kaffee trinken. Ich will nie wieder zur Schule gehen! Ich will nicht Lehrer sein, weil ich einen Lieblingsjob habe. Ich will nicht Lehrer werden, weil ich keine Ausflüge machen will. Ich will nicht Lehrer werden, weil ich nicht immer schreien und krank werden will. Ich will nicht immer von den Familien beschimpft werden. Ich will nicht Lehrer werden, weil ich keine blöden Kinder unterrichten will. Ich will kein Lehrer werden! 

Ich will nicht Lehrer werden, weil ich bessere Jobs kenne, die mehr Geld bringen. Aber es geht mir nicht nur ums Geld. Ich will auch Spaß bei der Arbeit haben. Und für mich ist Lehrer ein langweiliger Job, weil der Job eigentlich nur ist, vor einer Klasse zu stehen, etwas beizubringen, einen Monat später Tests zu verteilen. Also nicht nur das, aber das ist mehr als die Hälfte von dem was der Job ist. Lehrer ist ein guter Job, versteh mich nicht falsch, aber das ist nicht so mein Ding. Ich bin mir sicher, dass es da draußen irgendwo Leute gibt, die Lehrer werden wollen.

Also das ist der Grund warum ich kein/e Lehrer/in sein möchte. Und wenn ich mit der Schule fertig bin, werde ich wohl nie wieder in die Nähe dieser Gebäude gehen. Aber wenn ich Lehrer werde, dann kann ich wieder von meinem Wecker in der Früh aufschrecken. Mit anderen Jobs ist es auch so, aber mit Lehrer werde ich PTSD von meinem Wecker haben. 

Ich würde gerne Volksschullehrerin werden, aber niemals Gymnasiallehrerin oder Mittelschullehrerin, weil in der Volksschule die Kinder noch so klein und süß sind. Es ist auch ein großer Unterschied, weil man als Volksschullehrerin nicht so viel zu tun hat wie als Gymnasial- oder Mittelschullehrerin. Deshalb möchte ich lieber Volksschullehrerin werden. Als Lehrerin muss man nett und hilfsbereit sein. Als Lehrerin sollte man auch gut erklären können und Kinder mögen. Wenn ich böse Kinder in der Klasse hätte, würde ich sie beim ersten oder zweiten Mal nur ärgern und wenn sie dann immer noch böse sind, würde ich sie schlechter benoten, aber wenn es nicht mehr geht, würde ich sie suspendieren. Man soll sich nicht auf Kosten anderer lustig machen, aber so kleine Späße sind ok, aber wenn sich die andere Person dann nicht gut fühlt oder andere mit reinzieht, dann ist es nicht mehr lustig und nicht mehr lustig.

Ja, ich könnte mir vorstellen, dass ich in der Zukunft Lehrer werde, weil ich sehr gerne mit Jugendlichen und Kindern arbeite.Ein Lehrer sollte sehr geduldig, höflich, nett, lustig, nicht streng und hilfsbereit sein.Ich hätte frechen und respektlosen Schülern drei Chancen gegeben. Bei der ersten Verwarnung hätte ich ihnen mehr Hausaufgaben gegeben, wenn sie dann immer noch nicht still sind, verlieren sie die zweite Chance und bekommen ein Minus.Bei der dritten Mahlzeit schicke ich den Störenfried zur Direktorin.Es ist nicht gut, sich auf Kosten anderer lustig zu machen, weil es den Betroffenen sehr schlecht gehen kann und man Gefühle verletzen kann.Es geht zu weit, wenn man z.B. die Familie oder die Herkunft beleidigt.

Ich könnte mir niemals vorstellen Lehrer zu werden. Ich würde auch wenn es verboten ist, die Kinder schlagen. Ich habe viel zu wenig Geduld und würde den dummen Kindern die dass nicht kapieren nicht helfen sondern durchfallen lassen. Oder wenn ich mal gute Laune habe dann würde ich ihn das vielleicht erklären aber so dass sie es nicht kapieren und natürlich würde ich die Jungs die Fußball spielen bevorzugen.

Ein guter Lehrer muss meiner Meinung nach sehr viel Geduld haben wenn ich in seiner Klasse bin!

Was würdest du als Lehrer machen wenn die Kinder so respektlos wären?

Ich würde sie schlagen, Aus dem Fenster werfen suspendieren, Sachen von ihnen in den Mülleimer werfen, Eltern anrufen und an schreien.

Was machst du wenn sich ein Kind über ein anderes lustig macht?

Wenn der Witz lustig ist dann lach ich mit.

Gibt es auch Grenzen mit dem Verhalten der Schüler?

Ja Z:B den Lehrer anschreien, den Lehrer zu beleidigen oder jemanden zu bedrohen oder zu töten.

Ich möchte keine Lehrerin sein, weil es so anstrengend mit den Kindern ist. Die Kinder sind manchmal ganz laut, aber wenn die Lehrer(in) ganz streng ist, bleiben sie still. Ich möchte keine Lehrerin sein, weil ich nicht jede Stunde kontrollieren möchte, ob die Antworten der Kinder richtig sind. Ja, ich weiß, es ist nicht so schlimm, aber ich habe keine Energie dafür. Ich weiß auch, dass ich nicht der Typ bin, der gut erklären kann. Ich bin nicht so professionell um Lehrerin zu sein. Mein Deutsch kann sehr schlecht sein und die Kinder verstehen mich nicht. Ich kann keine Lehrerin sein, weil ich manchmal in der Schule nicht aufpasse. Ich will keine Lehrerin sein, weil wenn die Kinder laut sind und du willst, dass sie ein bisschen leiser sind und du sagst: „Könnt ihr leiser sein?“ und sie hören dir manchmal nicht zu. Das sind die Gründe, warum ich keine Lehrerin sein möchte

Ich möchte keine Lehrerin sein, weil ich nicht so viele Kinder kontrollieren kann und weil ich nicht so eine laute Stimme habe, um ihnen zu sagen, dass sie leise sein sollen. Und außerdem hab ich viele Lehrer/innen in vielen Situationen gesehen, die – um ehrlich zu sein-  ganz schlimm waren. Also ich hab eigentlich keine Lust und wenn ich Lehrerin wäre, würde ich meine Familie nicht so oft sehen. Es ist so anstrengend, so viele Kinder auf einmal zu kontrollieren. Ich bin nicht so eine lustige Lehrerin, ich kann mich auch nicht kontrollieren, wenn es um ernste Sachen geht, weil ich bei solchen Sachen immer lachen muss. Es tut mir leid, aber ich hasse es, Lehrerin zu sein, es ist einfach sehr, sehr, sehr anstrengend.

Ich und Lehrer?

Ich möchte kein Lehrer sein, weil es anstrengend für mich sein wird.

Die Kinder werden nerven, sie werden ständig fragen, ob wir mit der Klasse rausgehen wollen. Als Anfänger kann man wegen der Kinder nicht so gut unterrichten. Die Kinder sind so anstrengend und man muss jedem Kind alles erklären, wenn es nicht zuhört, wenn es nicht aufpasst, wenn es sich nicht konzentriert. Ich möchte nicht Lehrer werden, weil man viel machen muss und das ist sehr anstrengend Ich möchte lieber eine Lehre bei den Wiener Linien machen. Ich würde nicht Lehrer werden, weil man als Lehrer sehr viel für die Kinder machen muss.

Ich möchte nicht Lehrer werden, weil es für mich viel zu anstrengend ist, wegen der Kinder, sie schreien und rennen durch die Klasse und beleidigen sich, sie respektieren den Lehrer nicht. Weil die Kinder heutzutage keinen Respekt haben vor den Älteren, das ist auch anstrengend, der Mann mit den Kindern muss respektvoll sein, aber die Kinder sind es nie, weil die Lehrer, die Kinder haben keine Verantwortung, wenn sie was machen, dann beschuldigen sie sich beide und man weiß nicht, wer es war.

Schularbeiten oder Tests korrigieren und es braucht Zeit und Geduld so etwas zu machen, Lehrer werden viel zu wenig bezahlt ich finde 3000 Euro netto, ich finde Lehrer sollten mehr bezahlt werden für Kinder weil es braucht viel Geduld nicht auszuflippen.

Ich möchte nicht einmal Lehrerin werden, weil ich glaube, dass es zu schwierig ist, mit den Kindern umzugehen, z.B. in der 5. bis 8. Klasse. Also ich meine jetzt nicht ganz alle Schüler/innen, sondern ich meine nur die Frechen, weil man die bei netteren Lehrern nicht kontrollieren kann. Ich glaube, dass Lehrerin sein ein guter Beruf wäre, aber ich glaube, dass ich nur mit 1-4 Klässlern zurechtkäme. Also die Volkschule kann man eher schneller was erklären wie sie sich benehmen können, aber die Mittelschule oder Gymnasium muss man einfach alles machen z.B. muss man zuerst mit dem Schüler alleine reden wenn es nicht gut geht dann die Eltern oder die Direktorin und so weiter. Also meiner Meinung nach ist die Volksschule viel ruhiger und ohne Stress, während die Mittelschule/ Gymnasium laut und anstrengend ist, ich denke auch, dass es für die Lehrer/innen, die jetzt in der Schule arbeiten, schwieriger ist.

Ich würde als Lehrerin erstens nicht so viele Hausaufgaben geben. Die Kinder

müssen leise sein, wenn ich reinkomme, sonst kriegen nur die schlechten Kinder 

bekommen nur die schlechten Kinder mehr Arbeitsblätter. Wenn sie das nicht machen, bekommen nur die schlimmen Kinder ein Buch zum Lesen und dann ein Plakat machen,

machen ein Plakat und stellen es der ganzen Klasse vor. Ich erkläre nur einmal oder höchstens zweimal. Wer nicht zuhört oder nicht verstanden hat, muss es ein anderes Kind erklären. 

Wer seine Hausaufgaben nicht macht, bekommt ein Minus,

Ich brauche die Hausaufgabe nicht zu verdoppeln. Wer in der Pause oder im Garten mobbt, stört und nervt, muss in der Pause oder im Garten schreiben. 

Für die Braven oder die, die zuhören, bereite ich ein tolles Programm vor wie z.B. Projekte, Plakate, Präsentationen… Ich frage die Kinder, ob sie Ideen für die nächste Stunde haben und was sie lernen wollen und was ihnen in der Stunde am besten gefallen hat und was nicht. 

Zu jedem Fest wie Halloween, Fasching, Weihnachten oder Ostern mache ich ein kleines Fest! 

Ich möchte nicht Lehrer werden, weil ich glaube, dass ich nicht immer pünktlich bin und nicht gut korrigieren kann.

Ich wäre vielleicht nicht so streng, aber das ist trotzdem nicht immer gut.

Das einzige was ich gut erklären könnte, wäre Mathe, aber alles andere nicht.

Ich glaube auch, dass ich für diesen Job nicht geduldig genug bin, weil ich nach 30 Minuten Warten etwas tun muss. Vielleicht liegt es aber auch an meinem Alter, weil ich in den letzten drei Jahren geduldiger geworden bin.

Ich denke, dass ich viele Dinge für diesen Job kann, aber nicht mehr.

Vielleicht sollte ich nicht Lehrer werden, es sei denn, ich ändere meine Meinung.

Ich möchte Lehrerin werden, weil das mein Traumberuf ist, seit ich in die Schule gegangen bin, ich möchte auch Lehrerin werden, weil ich es liebe, wenn die kleinen Volksschulkinder eine Frage haben und ich sie beantworten kann, ich möchte Lehrerin in einer Volksschule werden und nicht in einer Hauptschule oder in einem Gymnasium, weil ich finde, die sind einfach zu laut und auch sehr frech, es gibt auch nette Schüler/innen. Also ich habe nichts gegen die netten Schüler/innen, sie sind einfach ein Vorbild für alle anderen. Ich finde die Volksschule sehr toll weil die Kleinen sehr lieb sind und nicht so respektlos wie in der Hauptschule oder im Gymnasium. Ich würde eher 1-4 Volksschule unterrichten und 1. Klasse Mittelschule, aber 6-8 würde ich nie unterrichten, weil das klingt auch irgendwie sehr, sehr frech, also sehr frech.

Die Autor:innen sind Schüler:innen der 6. Schulstufe einer Wiener Mittelschule.

Lesezeit: 2 Minuten

„Sie müssen strenger sein, Sie sind zu nett.“ 

Seitdem ich seit Anfang September Lehrerin an einer Mittelschule in Wien bin, habe ich diesen Satz schon von einigen meiner Schülerinnen und Schüler zu hören bekommen – meist als Reaktion auf eine Unterrichtsstunde, die in mehr Chaos als lehrreichen Momenten endete. Ich stehe als Lehrerin vor Klassen und doch sehe ich mich selbst nicht als solche – fühle mich überfordert von vielen Situationen und überwältigt von dem Gefühl, meinen Schülerinnen und Schülern nicht gerecht werden zu können. Sechs Jahre Ausbildung, in denen ich unzählige lateinische Namen von Tieren und Pflanzen auswendig gelernt, zwölfseitige Stundenplanungen verfasst und mir Methoden zur Differenzierung angeeignet habe, nur um beim Einstieg in den Lehrberuf festzustellen, dass ich mehr die Rolle als Lernende als jene der Lehrenden einnehme und zunehmend damit beschäftigt bin, auf Situationen im Unterricht zu reagieren als diesen zu initiieren. 

Die Gretchenfrage des „Warums“ 

Erst letzte Woche, es war die sechste Unterrichtseinheit, fand ich mich vor einer vierten Klasse wieder. Auf die anfängliche Frage „Machen wir heute Freistunde?“ seitens der Schülerinnen und Schüler, die ich empört verneinte, folgte eine, die Stunde abschließende, ernüchternde Aussage meinerseits: „Nach dieser Stunde frage ich mich echt, warum ich Lehrerin geworden bin“. Zum Beginn der Ausbildung hätte ich diese Frage, basierend auf meinen eigenen Erfahrungen als Schülerin, äußerst enthusiastisch und mit großen Zielen vor Augen beantwortet. Als eine Schülerin in der darauffolgenden Stunde jedoch von mir wissen wollte, warum ich denn nun Lehrerin geworden bin, kam mir seltsamerweise keine Antwort passend vor. Die Erwartungen, die ich vor diesem Schuljahr an den Lehrberuf hatte, waren zum einen von der Naivität geprägt, selbst alles anders machen zu wollen, und zum anderen von den positiven Gefühlen beeinflusst, die ich mit meiner eigenen Schulzeit verband. Die Realität, die mich erwartete, war eine völlig andere. Und dennoch, oder gerade deshalb, fühlt es sich so richtig an, Lehrerin zu sein. 

Die Schule als Ort des lebenslangen Lernens

Auch wenn meine Anfangszeit von vielen Fragen, auf die ich noch keine Antwort gefunden habe, geprägt ist, so gewinnt die Auffassung der Schule als Ort des lebenslangen Lernens eine ganz andere Bedeutung für mich. Denn vielleicht sind es nicht nur die Schülerinnen und Schüler, die die Schule als Lernende besuchen, sondern gerade wir, als Lehrerinnen und Lehrer. Und möglicherweise ist auch dieses Gefühl, dass ich noch so viel lernen darf und kann, meine persönliche Antwort auf die Frage nach dem „Warum?“.  

Lara Kriechbaum, 1. Dienstjahr und fast fertig mit ihrem Master in Englisch und BU

Lesezeit: 3 Minuten

Mein erstes Dienstjahr als Lehrerin liegt hinter mir, und ich kann rückblickend sagen, dass es eine intensive, aber auch unglaublich bereichernde Zeit war. Als Quereinsteigerin war mir von Anfang an bewusst, dass der Einstieg in den Lehrberuf eine große Herausforderung sein würde. Neben einer vollen Lehrverpflichtung mache ich parallel den Master für den Quereinstieg, was das Jahr noch einmal anspruchsvoller gemacht hat. Dennoch war alles machbar, und ich konnte mir weiterhin Raum für Freizeitaktivitäten schaffen.

Erwartungen vs. Realität

Als ich meinen neuen Weg als Lehrerin begann, hatte ich die Vorstellung, dass die ersten Monate extrem fordernd und zeitintensiv sein würden. Die Idee, kein „Leben“ außerhalb der Schule zu haben und meine Zeit in die Unterrichtsvorbereitung zu investieren, war zunächst belastend. Überraschenderweise war die Realität besser als meine Erwartungen. Obwohl es Phasen gab, in denen die Arbeit überwältigend erschien, hatte ich auch immer wieder Momente, in denen ich mir bewusst Zeit für mich nehmen konnte. Ich habe es geschafft, ein Gleichgewicht zwischen Beruf, Studium und meinem Privatleben zu finden. Meine Mentorin, die gleichzeitig auch meine Teamteaching-Partnerin war, war mir dabei eine große Stütze. Durch den Austausch und das gemeinsame Unterrichten konnte ich viel von ihrem Erfahrungsschatz lernen. Dieses „ins kalte Wasser geschmissen werden“ war somit weniger beängstigend, da ich auf ihre Hilfe zählen konnte. 

Betreuung und Kollegium

Ein weiterer Punkt, bei dem ich großes Glück hatte, war die Aufnahme im Kollegium, welches sich von Anfang an freundlich und hilfsbereit zeigte. Diese Erfahrung ist nicht selbstverständlich, wie ich von anderen Quereinsteiger*innen gehört habe, die oft das Gefühl haben, nicht willkommen zu sein und in das Schulteam nicht integriert werden. Bei mir war das zum Glück nicht der Fall. Mein Kollegium steht mir immer unterstützend zur Seite. Mit einigen Kolleg*innen konnte schnell eine gute Verbindung aufgebaut werden, sodass wir auch außerhalb der Schule etwas unternommen haben. Das soziale Miteinander hat mir den Einstieg wesentlich erleichtert.

Überraschungen und Herausforderungen

Eine der größten Überraschungen war das Leistungsniveau in einigen Klassen. Ich hatte nicht damit gerechnet, wie stark manche Schüler*innen in ihrer Konzentration und ihrem Arbeitstempo beeinträchtigt sind. Besonders in den Klassen, die durch die COVID-19-Krise stark betroffen waren, bemerkte ich ein deutliches Defizit in der Arbeitsweise und der Ausdauer. Diese Klassen stellen mich nach wie vor vor besondere Herausforderungen, da ich oft das Gefühl habe, dass der Unterricht nicht so voranschreitet, wie ich es mir wünsche.

Doch ich bin eine Person, die Herausforderungen liebt – und genau deshalb habe ich auch den Beruf gewechselt. Es war mir von Anfang an klar, dass der Lehrberuf nicht immer einfach ist und es Tage geben würde, an denen ich völlig erschöpft ins Bett falle. Tatsächlich gab es solche Tage, an denen ich das Gefühl hatte, dass einzelne Stunden oder Klassen mich körperlich und emotional stark fordern. Der Unterricht verlangt nicht nur Konzentration, sondern auch eine ständige Präsenz und Energie. Jede Klasse und jede Stunde ist anders – die Dynamik, die Aufmerksamkeitsspanne der Schüler*innen und ihre Reaktionen fordern einen in ganz unterschiedlichen Weisen. Nach einem Schultag merke ich oft, dass ich erschöpfter bin, als ich es nach einem langen Bürotag je war – das hätte ich so nicht erwartet. Diese Erschöpfung ist jedoch eine andere: Sie ist intensiver, aber auch mit mehr Sinnhaftigkeit und Erfüllung verbunden.

Ich habe gelernt, dass der Schlüssel zu erfolgreichem Unterricht oft in der Beziehung zu den Schüler*innen liegt. Ob im Sportunterricht oder in Mathematik – es geht nicht nur darum, Fachwissen zu vermitteln, sondern auch darum, die Schüler*innen sozial und emotional zu begleiten.

Rückblick und Ausblick

Trotz aller Herausforderungen überwiegt für mich das Positive. Es erfüllt mich mit Freude und Stolz, den Schüler*innen etwas beizubringen, sei es im Fachlichen oder im sozialen Miteinander. Jede kleine Entwicklung, die ich bei ihnen sehe, gibt mir das Gefühl, dass meine Arbeit wertvoll ist. Besonders schön ist es, Beziehungen zu den Schüler*innen aufzubauen und zu sehen, wie sie über das Jahr hinweg Vertrauen aufbauen und wachsen.

Meine Entscheidung, den Beruf zu wechseln, bereue ich keine Sekunde. Die Erfahrungen, die ich im ersten Jahr als Lehrerin gemacht habe, haben mir gezeigt, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Natürlich gibt es noch viel zu lernen und viele Herausforderungen, die vor mir liegen. Aber gerade diese Herausforderungen machen den Lehrberuf so spannend und abwechslungsreich.

Die Autorin ist Lehrerin an einer Wiener Mittelschule.

Lesezeit: 3 Minuten

oder – Wie viel Kommunikation braucht es?

Nachricht, Anfang der Schuljahres, 14:36 Uhr 

(Diese Nachricht wurde von ChatGPT umgeschrieben, um die Anonymität des Verfassers zu gewährleisten.)

 Wer sind Sie, dass Sie mir vorschreiben wollen, was ich tun soll? Die Entscheidung, mein Kind von der Schule an- oder abzumelden, geht Sie nichts an. Als Lehrerin sollten Sie in der Lage sein, mit Kindern und deren Konflikten umzugehen, anstatt wegzuschauen. Sie werden für Ihre Arbeit bezahlt, und wenn Sie Ihre Aufgaben nicht richtig erfüllen können, haben Sie den falschen Beruf gewählt. Ich werde persönlich vorbeikommen und mich beschweren.

Im September 2023 habe ich von einem sehr migrationsreichen Bezirk von Wien in einen weniger diversen Bezirk gewechselt. Hätte ich vorher gewusst, was das für die Elternkommunikation bedeutet, hätte ich mir diesen Schritt besser überlegt. An meiner alten Schule wurde ich von den Eltern wertgeschätzt, immer freundlich und respektvoll behandelt und hatte – mit Hilfe von Videodolmetscher:innen und mehrsprachigen Elternabenden – einen wunderbaren Weg gefunden, mit ihnen auf allen möglichen Sprachen zu kommunizieren. 

Wir hatten keine Probleme. Alle Kinder sind auf Klassenfahrten mitgefahren, ich hatte besonders zu den Eltern herausfordernder Kinder einen guten Draht gefunden und an Weihnachten und vor den Sommerferien bekam ich immer Blumen. 

Dies hat sich geändert. An der neuen Schule sind ebenfalls Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern – wir sind schließlich noch immer an einer Wiener Mittelschule – aber viele dieser Eltern scheinen ein allgemein gültiges Misstrauen,  ja geradezu eine Verachtung gegenüber Lehrkräften zu hegen. Egal aus welchem Herkunftsland. Einige Kinder kommen in die Schule und erklären mir, sie bräuchten eh keine Bildung, ihre Eltern hätten auch nie was gelernt und würden trotzdem „voll viel Geld“ verdienen. Andere kommen nur selten in die Schule, unterstützt von den Eltern, die jedes Wehwehchen bereitwillig entschuldigen. 

Per Mail oder SMS erhalte ich Drohungen, Verwünschungen und Vorwürfe. 

(Formulierungen wieder von ChatGPT)

Ich wünsche, dass Ihre Tochter täglich weinend von der Schule nach Hause kommt, damit Sie sehen, wie das ist. Sie haben einen Eid abgelegt, alle Kinder gleich zu behandeln, aber ein behindertes Kind gehört nicht in eine normale Klasse.

Es ist unglaublich, was an dieser Schule alles passiert.

Alle Beschwerden wurden sowohl von der Schulpsychologie als auch seitens der SQM als absolut haltlos befunden. Dies wurde den Eltern auch von offizieller Seite kommuniziert. Im Laufe des Schuljahres haben sich die meisten Wogen geglättet, die oben erwähnten Eltern haben ihren Ton geändert und ihren Kommunikationsstil gezähmt. 

Ich bin aber definitiv gewarnt. 

Ja, ich bin eine Lehrkraft, die ihre Telefonnummer bereitwillig am Schuljahresanfang hergibt, in der Annahme, dass Eltern dies nicht ausnutzen. In vier von fünf Fällen ist dem auch so. Dennoch verbringe ich mindestens drei bis vier Zeitstunden wöchentlich mit Elternkommunikation. Ich glaube an die Zusammenarbeit, ich möchte erreichbar sein und Entscheidungen transparent kommunizieren. Ich teile Bewertungsskalen und Erwartungskriterien. Ich schreibe alle sechs Wochen Elternbriefe und informiere die Eltern über die Geschehnisse in der Klasse, die behandelten Themen, die anstehenden Events. Ich sende Fotos von Ausflügen und schönen gemeinsamen Momenten im Schulalltag.

Dennoch beschäftigen mich die Vorwürfe. Und der Gedanke: Was ist der richtige Weg? Was die richtige Menge an Erreichbarkeit? 

Ich wasche Durchfall aus Sporthosen, wenn der Weg zum Klo zu weit war. Ich erkläre wie man Binden in Unterhosen klebt. Ich habe in diesem Schuljahr 20 Kindern beigebracht, zweisprachig die Uhr zu lesen, obwohl alle Kinder aus österreichischen Volksschulen kamen. Ich erkläre, wie man Brüche im Alltag verwenden kann, wie man einen Podcast schneidet und mache Lesestunden bei Kerzenschein. 

Wieso sind Lehrkräfte bei all diesen Tätigkeiten immer noch das Feindbild einiger Eltern? Und was können wir tun, wenn zuhause kommuniziert wird: „Auf die brauchst du nicht zu hören, die hält sich eh für was besseres, weil sie studiert hat!“

Ich kenne Kolleg:innen, die ausschließlich mit Webunits oder Schoolfox mit den Eltern kommunizieren. Die niemals ihre Nummer hergeben würden und für die sich Elternarbeit auf KEL Gespräche reduziert – oder die eine oder andere Beschwerde über Unpünktlichkeit oder unlauteres Verhalten. Doch haben wir nicht die Pflicht, eng mit Eltern zusammenzuarbeiten?

Natürlich verstehe ich die Angst der Eltern um das eigene Kind. Ich habe selbst einige und bin oft nicht glücklich mit Entscheidungen und/oder Haltungen ihrer Lehrkräfte. Aber können wir den Kindern nicht beibringen, dass es Teil vom Leben ist, auch mit herausfordernden Menschen wertschätzend und achtsam umzugehen? Dass dies im Leben immer wieder passieren wird, dass wir Leute treffen, womöglich mit ihnen zusammenarbeiten müssen, die nicht unserem Idealtypus entsprechen? Und gibt es da nicht genau einen Weg? Entweder arbeiten wir gut zusammen oder sehr gut – alles andere ist unprofessionell!

Die Autorin ist Lehrerin an einer Wiener Mittelschule.

Lesezeit: 3 Minuten

Besonders in Zeiten des Lehrermangels, wäre ein stabiles Internet an Pflichtschulen hilfreich. Lehrvideos, online Quizze und eAufgaben. Das Internet und die darin enthaltenen Möglichkeiten bieten Lehrerinnen und Lehrern besonders bei kurzfristigen Supplierstunden, aber auch bei langfristigen Projekten und aktuellen Themen eine nicht durch Lehrwerke zu ersetzende Ressource an realistischem und lebensnahem Material. Deshalb haben die Neos seit 2020 alle Wiener Mittelschulen mit einem WLAN ausgestattet. Die Idee ist großartig, die Umsetzung leider defizitär.  

Pflichtschullehrerin: Maximale Flexibilität gefragt

Eine junge Pflichtschullehrerin erzählt aus ihrem Alltag: 

„Stellen Sie sich vor, Sie stehen um 11:05 Uhr in einem Raum mit bis zu 25 jungen Menschen. Ihr einziges Hilfsmittel ist eine grüne Tafel, Kreiden und Ihre Stimme. Seit 8:00 Uhr ist die Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit der Menschen im Raum rapide gesunken, sinnvoll wäre nun eine interaktive Tätigkeit oder ein ansprechender visueller oder auditiver Input – jedenfalls etwas anderes als Frontalunterricht. Sie vertreten als Englisch-Lehrerin eine Stunde Geschichte und Soziales oder Physik und Chemie, haben verständlicherweise nur basale Kenntnisse der Materien und hatten keine Zeit für Unterrichtsvorbereitung, denn Sie wissen erst seit heute Morgen von Ihrem Einsatz. Sie kennen die Klasse nicht, wissen aus Ihrem Studium (und ihrer Lebenserfahrung), dass soziale Interaktion grundlegend auf Beziehungsarbeit aufbaut. Sie haben nun 50 Minuten Zeit. Was würden Sie tun?“

Jahrzehntelange Überlastung des Lehrpersonals und defizitäre digitale Ausstattung der Pflichtschulen werden immer deutlicher sichtbar

„Eine weitere Kollegin an einer Wiener Pflichtschule fällt gesundheitsbedingt auf unbestimmte Zeit, vermutlich für immer, aus. Damit wir übrigen KollegInnen ihre 22 Unterrichtsstunden kurzfristig supplieren können, brauchen wir zumindest leistungsfähiges Internet, um spontan wenigstens mal ein Lehrvideo zeigen oder andere unterhaltsame Lehrangebote nutzen zu können.“, berichtet eine junge Kollegin aus ihrem Schulalltag an einer Wiener Mittelschule. 

Sie fordert: „Die Aufgabe der Wissens- und Kompetenzvermittlung, vermeintlich Priorität im Schulsystem eines Wohlstandslands, nach Ansicht der Mehrheit in Fachkreisen weit hinter der täglichen Sozialarbeit, Administration und technischer mehr-schlecht-als-recht-Problemlösung. Das österreichische Schulsystem, eines der teuersten in Europa, lässt unzählige Potentiale von Menschen – Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen – brach liegen. Nach jahrelanger Tätigkeit im Schulzirkus sind viele zwar Multitalente, aber keine Zauberer. Wir können flexibel sein, aber wir brauchen Hilfsmittel – zumindest mal Internet und digitale Medien wie Beamer und Audio-Boxen. Eines bauen viele Lehrer- und SchülerInnen ganz gewiss aus: Eine unschlagbare Resilienz und das Vertrauen zu wohlmeinenden Lehrkräften und Vorgesetzten. Fragt sich nur, ob dieses Vertrauen später auch in andere öffentliche Institutionen weitergeführt wird, wenn die strukturelle Vernachlässigung des Schulbetriebs tagtäglich sichtbar wird. Der Personalmangel, nicht nur LehrerInnen, sondern bitte endlich auch administrative, technisch versierte und sozial kompetente Kräfte, wird von Tag zu Tag drängender und jahrzehntelange schwelen. Öffentliche Stellen müssen jetzt wenigstens einen Quick Fix liefern: Wir brauchen sofort flächendeckend stabiles Internet!“ 

Folgende Beobachtungen konnte sie in den letzten Jahren machen:

  • Viele der praktizierenden PflichtschullehrerInnen leiden unter den immens gestiegenen Anforderungen ihres Berufs und können kaum Schritt halten (Digitalisierung, Diversität der SchülerInnen und KollegInnen sowie rasante politische und gesellschaftliche Entwicklungen). Manche reagieren mit Verschlossenheit, viele mit körperlicher und psychischer Überlastung. „Ich habe Ticks entwickelt, um gewisse Stresssituationen in den Pausen zu bewältigen“, legte mir gestern, Mitte Mai, eine BU- und Mathelehrerin im Lehrerzimmer dar.
  • Um die Diversität der SchülerInnen und LehrerInnen (Hintergründe, soziale Kompetenzen und Potentiale) nutzbar zu machen, müssen alle flexibler agieren, um im Unterricht zu differenzieren.
  • Die hohe Fluktuation unter SchülerInnen, insbesondere aber auch LehrerInnen (Krankheit, Jobwechsel etc.), bedingt eine reibungslose, auch digitale Zusammenarbeit und Dokumentation, um effizient zusammen- und weiterzuarbeiten und Fortschritte in der Wissensvermittlung und Sozialarbeit nicht wieder und wieder zu wiederholen.   

Antworten auf diese Herausforderungen gibt es im Grunde genau zwei:

  • Wir brauchen an den Mittelschulen mittel- und langfristig ausreichend qualifiziertes und vielseitiges Personal. Neben engagierten Lehrkräften müssen ENDLICH auch Stellen für administrative, sozial und technisch versierte Kräfte geschaffen werden (pro Schulstufe à 4 Klassen mindestens 1 Stelle für Technik & Administration sowie 1 Stelle Sozialarbeit) 
  • Wir brauchen sofort, um den drastischen Personalmangel abzufangen, stabiles und leistungsfähiges Internet. 

Die Krankenstände unter Lehrkräften an Mittelschulen sind hoch. Unterricht findet quasi nie so statt wie es der Stundenplan vorgibt. Diese maximale Flexibilität fordert uns Lehrkräfte enorm, weil zu einer guten (=reibungslosen) Unterrichtsstunde vor allem Beziehungsarbeit und Vorbereitung gehört.

Dass mir als Junglehrerin stündlich das Internet ausfällt und ich unmöglich auf zahlreiche wertvolle Online-Ressourcen zugreifen kann, ist das eine. Dass länger praktizierende KollegInnen nach jahrzehntelanger Überlastung reihenweise ausfallen, ist das andere.

Es wird möglicherweise Jahrzehnte dauern, bis die drastischen Engpässe in den Lehrerzimmern überwunden und genügend qualifizierte Kräfte nachkommen. Bis dahin muss alles getan werden, um den verbliebenen Kräften das Unterrichten so effizient und so einfach wie möglich zu machen. Wir leben im 21. Jahrhundert und während die Welt mit Chatrobotern kommuniziert kann sich maximal die Hälfte einer Pflichtschulklasse pro Stunde mit dem Schul-WLAN verbinden. Wir brauchen stabiles Internet. Anders ist Unterricht in Zeiten des Personalmangels undenkbar.

Für den Beitrag sprachen wir mit einer Wiener Mittelschullehrerin.