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Jetzt war es also soweit: Ich arbeitete von zu Hause.

Heimunterricht. Oder, da ja die Kontakte zu Schüler*innen, Eltern und Kolleg*innen so gut wie ausschließlich auf digitalen Wegen erfolgen mussten, Unterricht@Home. Prinzipiell kam mir das ja entgegen – persönliches Zusammentreffen mit Artgenossen war ohnehin noch nie so mein Ding gewesen.

Insofern hatte mich die Eröffnung meiner Direktorin, dass wir Lehrer*innen in der kommenden Zeit – außer es ergäbe sich dringende Betreuungsnotwendigkeit – zu Hause bleiben sollten, nicht allzu hart getroffen. Ich erinnere mich noch lebhaft an vergangenen Montag: Verteilt im Turnsaal, vereinzelt mit schwitzenden Händen, da diese in eleganten Gummihandschuhen steckten, lauschten wir den Anweisungen unserer Chefin. Manche der ganz Vorsichtigen hörten sie allerdings nur etwas gedämpft, hatten sie sich doch sicherheitshalber auch noch die knallgelben Kunststoffshirts, die wir Sportlehrer*innen sonst zur Mannschaftskennzeichnung verwendeten, über den Kopf gezogen. Sie vertrauten ganz offensichtlich darauf, dass die Fäulnisbakterien, die fleißig damit beschäftigt waren, die adoleszenten Schweißrückstände zu verdauen, aggressiv genug wären, jeden eindringenden Coronavirus innerhalb von Sekundenbruchteilen zu vernichten. Feuer wird ja auch mit Feuer bekämpft, sagt man mancherorts.

Die (eigentlich für den darauffolgenden Mittwoch) vorbereiteten Arbeitsblätter wurden anschließend strategisch, aber dekorativ in den Klassen verteilt, sofern sie nicht schon am vergangenen Freitag den Kindern und Jugendlichen in die Hand gedrückt worden waren. Dass manche Kolleg*innen bei dieser Gelegenheit tunlichst darauf bedacht waren, mich über die Wichtigkeit und Einzigartigkeit jedes einzelnen ihrer Produkte aufzuklären, erschien mir dann doch etwas verdächtig: Erwarteten sie von mir, in “meinem” Klassenraum auszuharren und dafür Sorge zu tragen, dass die Schüler*innen jedes Arbeitsblatt wie den heiligen Gral hoch über ihr kindliches Haupt erhoben und strahlenden Auges gen elterlicher Wohnstatt tragen würden? Na, hoffentlich nicht.

Da mein Verhältnis zu unserem Kopierer seit jeher kein allzu inniges ist – eine Partnerin mit Ecken und Kanten hatte ich bis zu meiner Scheidung ohnehin jahrelang -, stellte ich die Arbeitsaufträge für meine Schüler*innen auf unsere Schulwebsite. Man muss ja mit der Zeit gehen. Die Bücher sollten die Kinder entweder schon aus der Schule geholt haben oder dies bis spätestens Dienstagmittag erledigen, so lautete die direktorische Direktive.

Also fuhr ich also weisungsgemäß nach Hause und machte mich dort an die digitale Arbeit. Auf der Startseite unserer Internetpräsenz prangten bald – in mahnendem Rot gehalten – drei Hinweise: Der erste betraf die Zeiten, in denen die Schule geöffnet wäre, der zweite die Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme (inklusive Handynummer unserer Direktorin) und der dritte sollte alle Unklarheiten bezüglich der vorbereiteten Aufgaben ausräumen.

Um auf Nummer sicher zu gehen, packte ich diese Inhalte auch noch in eine E-Mail, die ich von meiner Dienstadresse aus an alle Kinder beziehungsweise deren Erziehungsberechtigte schickte. Nein, besser schicken wollte. Es stellte sich nämlich schnell heraus, dass eine erkleckliche Anzahl der angegebenen Adressen nicht ganz korrekt war. Zahlreiche Telefonate später nahm die Liste allerdings brauchbare Formen an. Nur ein Herr, der das verhängnisvolle Schicksal hatte, denselben Namen wie der Vater eines meiner Schüler zu führen und dementsprechend eine sehr ähnliche Mailadresse sein Eigen nannte, meldete sich zwei Tage darauf höflich, aber offenbar schon ziemlich desperat bei mir. Er bat, aus dem Mailverteiler genommen zu werden, da er mit den Informationen für eine zweite Mittelschulklasse verhältnismäßig wenig anfange. Dem Mann konnte geholfen werden.

Am Dienstag erfolgten dann die ersten Anrufe jener Kolleg*innen, die bereits tags zuvor tunlichst darauf bedacht gewesen waren, ihre geistigen Ergüsse verlässlichst unter die Jugend gebracht zu sehen. Der Schulwart (dieser miese Verräter!) hatte ihnen geflüstert, dass noch immer nicht alle Arbeitsblätter abgeholt worden seien. Somit schwankten die Fundamente unserer Welt offenbar ganz bedrohlich. Als einziger Retter vor der Apokalypse kam da natürlich nur der Klassenvorstand in Frage.

Dieser (also ich) kam vollkommen zerknirscht seiner Pflicht nach und verfasste eine – diesmal etwas weniger amikal formulierte – E-Mail mit dem Inhalt, dass noch immer nicht alle Lernunterlagen aus dem Klassenraum abgeholt worden seien und man das doch bitte ehebaldigst zu tun habe. Aufgrund der durchaus deutlichen Anweisungen unserer Bundesregierung sah ich mich außerstand, für die nachweisliche Verteilung der Kopien an die Adressen von zweiundzwanzig Familien persönlich Rechnung zu tragen. Ach ja, eigentlich wollte ich auch nicht. Das kam noch hinzu.

Nebenher regelmäßig die Dienst-E-Mails nach neuen Weisungen aus der Bildungsdirektion und teilweise sogar von ganz oben (was aufgrund der Statur unseres Bildungsministers ja durchaus doppeldeutig gesehen werden kann) durchforstend, arbeitete ich daran, Online-Angebote zu finden, mit denen die Schüler*innen über die gestellten Aufgaben in den Schulbüchern verschiedene Themengebiete vertiefen und wiederholen konnten. Das Gute an diesen Recherchen war, dass ich dabei so manches digitale Schatzkästchen entdeckte, auf das ich im üblichen Alltag, der ja dem pädagogischen Fronteinsatz gewidmet war, kaum gestoßen wäre. Kurz: Ich pendelte geistig also zwischen dem Aktualisieren der Informationen auf unserer Schulwebsite und dem Jagen und Sammeln von homeschoolingtauglichen Materialien.

Bei diesen Tätigkeiten war die Anwesenheit meines Körpers vor dem Computer allerdings aus nachvollziehbaren Gründen unerlässlich. Deshalb war ich froh, einen Laptop mein Eigen zu nennen. Das ermöglichte mir, zeitweise die Sonne im Garten als Wellnessmittel zu nutzen. Auch nahm ich mir die Freiheit, regelmäßig meinen Allerwertesten zu heben und ein wenig Sport zu machen. Zwar hatte – wie nachvollziehbar ist – mein Stammfitnesscenter geschlossen, doch Übungen mit dem eigenen Körpergewicht und Laufrunden hielten meine Lebensgeister (und damit meine beamtete Arbeitskraft) wach. Ich zwang mich sogar zur einen oder anderen Rasur, um ein wenig Alltagsfeeling in mein Eremitendasein zu bringen. Auch sollten Kinder und Kolleg*innen mich ja auch nach der Wiedereröffnung unseres Schulgebäudes nicht nur an der Stimme erkennen können.

So verging die erste Woche nach der Coronazeitrechnung für mich persönlich überraschend schnell. Am Freitag jedoch beging ich einen folgenschweren Fehler: Ich sandte eine E-Mail an die Schüler*innen meiner Klasse, in der ich ihre Erfahrungen mit der doch vollkommen neuen Situation erfragte. Im Einzelnen wollte ich wissen, ob es ihnen zeitlich gut möglich sei, die gestellten Arbeitsaufträge in den einzelnen Fächern zu erledigen, wie die Einteilung des Lernstoffs zu Hause umsetzbar sei und ob da, wo sie Hilfe bräuchten, die Kommunikation mit den Lehrerinnen und Lehrern funktioniere. Außerdem wollte ich wissen, was sie sich von der Schule noch wünschten, also welche zusätzlichen Angebote sie auf unserer Schulwebsite eventuell noch vermissten.

Die Antworten waren äußerst einsilbig. Das konnte Gutes bedeuten, aber auch alarmierend sein. Als geborener Optimist beschloss ich, es in den meisten Fällen für ein gutes Zeichen zu halten. Doch dann kamen die Hintergrundinfos der Eltern als Nachrichten auf mein Handy: Einige hatten den Eindruck, die Sprösslinge hätten Nachtschichten einzulegen, um in einzelnen Fächern das geforderte Arbeitspensum bewältigen zu können. Ob es mir nicht möglich sei zu vermitteln. Gut. Ich vermittelte. Möglichst dezent. Unstimmigkeiten in der Kolleg*innenschaft wären in der momentanen Situation nicht sehr zielführend. Okay, im Face-to-Face-Schulbetrieb ja eigentlich auch nur bedingt.

Nachdem diese heikle Mission ohne nennenswerte Verluste an Menschenleben abgeschlossen war, läutete erneut das Telefon. Eine zuvor von mir nicht kontaktierte Kollegin war dran: Was denn mein Plan sei, wenn sie im Zuge ihres Journaldienstes am kommenden Montag feststellen müsste, dass nicht alle ihre Arbeitsblätter abgeholt worden seien. Da war das Thema wieder. Ich hatte es bereits richtiggehend vermisst.

Ich bot ihr zwei Vorgehensweisen an – eine erneute Erinnerungs-E-Mail an die Schüler*innen und die Veröffentlichung ihrer gesammelten Werke in der “Ein-Wochen-Homeschooling-Edition“ auf der Schulwebsite. Das schien vorerst zu fruchten. Das Wochenende konnte kommen.

Ich freue mich bereits auf die nächste Woche.

Der Autor ist Lehrer an einer Mittelschule in Niederösterreich.

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Nach einer Woche, in der das öffentliche Leben zum Erliegen gekommen ist und die Schulen den Regelunterricht eingestellt haben, ein paar Gedanken aus der Sicht einer Lehrerin:

Da dieser Tage alle immer von der sogenannten Entschleunigung reden, habe ich mich gefragt, wie es diesbezüglich bei mir, zwei Wochen später, aussieht.

So viel ist jetzt schon sicher: Von Entschleunigung keine Spur. Ganz im Gegenteil. Ich habe in den letzten 14 Tagen von Montagmorgen bis Freitagnacht und auch am Wochenende mit über 100 Schüler*innen, Eltern und Kolleg*innen kommuniziert. Ich habe per E-Mail, per Moodle, per Messenger alle möglichen Fragen beantwortet und zwischenzeitlich die Technik verflucht.

Ich habe versucht, mal mehr, mal weniger erfolgreich, zeitnahes Feedback auf Aufgaben zu geben und muss mich selbst zwingen, nicht 24/7 erreichbar zu sein. Ich habe lange Briefe an die Eltern geschrieben, da es mir wichtig scheint, diese – bei 10- bzw. 14-jährigen Kids – zumindest zu informieren, was da gerade so passiert im Fernunterricht. Ich habe nette Antworten bekommen und wiederum auf diese geantwortet. Ich habe den Eltern gesagt, dass ich mir wünsche, sie mögen möglichst wenig vom Unterricht mitbekommen, um sie nicht zusätzlich zu belasten.

Ich habe den Kindern neue Passwörter zugeschickt, weil sie ihre vergessen hatten oder krank waren. Ich habe von kaputten Handys und Laptops gehört. Ich habe Kids beruhigt, die sich zurecht geärgert haben, dass jede*r Lehrer*in etwas anderes will, andere Tools benützt und dass es keine schulinterne Regelung gibt. Ich habe Kindern und Eltern versichert, dass es nicht schlimm sei, wenn Unterrichtsmaterialien in der Schule vergessen wurden und sie diese nicht extra holen müssen. Ich habe mit Müttern und Vätern kommuniziert, die mit der Situation komplett überfordert sind, weil sie zuhause drei Kinder betreuen, daneben arbeiten oder alleinerziehend sind. Und manchmal alles zusammen.

Ich habe mit solchen gesprochen, die gerade nicht die technischen Voraussetzungen haben, digital lernen zu können. Ja, auch das gibt es. Ich habe mit Kindern geschrieben, die gut mit alledem zurechtkommen, die ihre Aufgaben selbstständig erledigen können. Ich habe Kindern, die Angst haben, Mut zugesprochen. Ich habe von Eltern gehört, die finden, dass es zu viele Aufgaben in allen Fächern wären. Ich habe Kindern geantwortet, denen die Schule fehlt, die nicht wissen, was sie mit ihrer Zeit anfangen sollen. Ich habe auch von Kindern gehört, die zu wenige Aufgaben haben und ihnen Bastel- und Spieletipps geschickt. Die Seite fragfinn.de kann ich für die Kleineren übrigens sehr empfehlen.

Ich habe mit Kindern kommuniziert, denen es zuhause laut eigenen Angaben sehr gut geht, und mit manchen, die mir sagen, dass sie sich nicht auf das Lernen konzentrieren können. Und ich habe – ja, sogar im Gymnasium – von manchen bislang noch überhaupt nichts gehört und meine Vermutungen, warum dem so ist. Ich habe Angst, dass wir diese Kinder verlieren.

Bei alledem habe ich das Glück, einen Job zu haben. Mein Respekt für Eltern und Erziehungsberechtigte, die neben ihren Alltagssorgen und beruflichen Tätigkeiten auch ihre Kinder betreuen, ist enorm.

Ich wünsche mir, dass Herzensbildung, gegenseitiges Verständnis und soziale Kompetenz – auch nach Corona – die wichtigsten Werte in unserer Gesellschaft sind. Oder wie eine Kollegin in einem E-Mail gerade schreibt: „Bitte denkt daran, dass unsere Schüler*innen nicht nur froh sind, dass sie keine Schule haben, sondern ich habe einige in den letzten Tagen erlebt, die sich auch Sorgen machen. Wir wissen nicht, wie viele Eltern arbeitslos werden, welche Großmütter oder Großväter ins Spital kommen usw. Also ganz real, haben manche unserer Schüler*innen vielleicht auch eine schwere Zeit vor sich.“

Und abschließend noch zur Entschleunigung: In einer Hinsicht merke ich sie nun doch. In all meinem Tun komme ich ungewohnt langsam voran. Vielleicht, weil sich manchmal die Fassungslosigkeit meldet, ich innehalten muss und mich frage, in welch unglaublichen Zeiten wir da gerade leben.

Die Autorin ist Lehrerin an einem Gymnasium in Wien.

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Wieder einmal knapp geschafft, vor dem Läuten noch schnell ins Lehrerzimmer. Der knapp bemessene Platz, übervoll mit den Büchern für fünf Klassen und sonstigem Material, wird kurz besucht. Mein auf die Schubladenbox geklebter Leitspruch von W. B. Yeats schon etwas zerknittert: „Education is not the filling of a bucket but the lighting of a fire“.

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Wer kennt nicht die stressigen, aber gleichzeitig auch schönen Gefühle und Situationen während der Weihnachtszeit? Fast schon magisch würde ich sagen!

Aber wie ist es für Andersgläubige in Österreich? Wie nehmen sie diese Zeit wahr? Und wie und was feiern sie überhaupt?

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Meistens gehe ich gerne in die Schule. Meistens verlasse ich die Schule mit dem Gefühl, gute Arbeit geleistet zu haben und mit den Schüler*innen einen Schritt vorwärts getan zu haben. Manchmal überkommt mich allerdings eine Frust und eine Hilflosigkeit, die ich dann nur schwer abschütteln kann.

Ich möchte hier von so einer Geschichte erzählen.

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